Buchneuerscheinung: Warum “Natur” in der Ernährung nicht immer gesund und Chemie nicht immer gefährlich ist – darauf geht Univ.-Prof. Rudolf Krska in seinem neuen Buch “Essen ohne Gift?” ein.
Menschen erwarten sich rückstandsfreie Lebensmittel
Lebensmittel ohne Gift oder sonstige schädliche Substanzen stehen bei den Konsument*innen weit oben auf der Prioritätenliste. So hat eine Studie des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung ergeben, dass sich 70 Prozent Lebensmittel ohne Pestizidrückstände erwarten, dasselbe gilt wohl auch für andere potenzielle gesundheitsgefährdende Substanzen wie Schimmelpilze (so genannte Mykotoxine) oder Pflanzengifte.
Der tägliche Cocktail potenziell krebserregender Substanzen
„Es ist durchaus besorgniserregend, dass durchschnittliche Lebensmittelkonsument*innen jeden Tag einer Mischung aus potenziell krebserregenden chemischen Substanzen ausgesetzt sind“, sagt Univ. Prof. Rudolf Krska, Leiter des Instituts für Bioanalytik und Agro-Metabolomics der Universität für Bodenkultur Wien am Standort IFA-Tulln anlässlich des Erscheinens seines Buches „Essen ohne Gift? – Gesundheitsrisiken und -nutzen unserer Lebensmittel“ (Picus Verlag).
Wir hätten aber mittlerweile eine verzerrte Wahrnehmung über die mögliche gesundheitsschädigende Wirkung gerade jener chemischen Substanzen, die am ausgiebigsten getestet wurden, gibt der der BOKU-Forscher zu bedenken, und dazu würden eben die Pestizide gehören. Denn: „Würde man bei Schimmelpilzgiften (Mykotoxinen) dieselben strengen Grenzwerte anwenden wie bei Pestiziden, dann könnte man kein Brot und keine Pastaprodukte mehr auf den Markt bringen“, so Krska.
Lebensmittel heute – so sicher wie nie zuvor
Mit seinem Buch möchte er den Leser*innen aber auch vermitteln, dass aufgrund umfassender Maßnahmen zur Qualitätssicherung und -kontrolle, auf nationaler und europäischer Ebene, „unsere Lebensmittel so sicher sind wie nie zuvor“. Dennoch gilt: „Essen ohne Gift bleibt eine Illusion“.
Andererseits möchte der international renommierte Forscher Hilfestellung dabei geben, die Gesundheitsrisiken, denen durchschnittliche Konsument*innen durch die langfristige Aufnahme von Schadstoffen über Lebensmittel ausgesetzt sind, besser einzuschätzen und einzuordnen. Mit einem Mythos räumt Krska jedenfalls auf: „Die Laienmeinung „Natur ist gesund“ und „Chemie ist gefährlich“ ist zu hinterfragen.“
Risiko Ranking unserer Lebensmittel
Krska und sein Team am IFA-Tulln haben auf Basis von über 100 Risikobewertungen der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde zunächst ermittelt, wie sicher unsere Lebensmittel denn wirklich sind, um im Anschluss die identifizierten Risiken nach deren Relevanz für die öffentliche Gesundheit in Europa zu reihen. Diese Studie, auf die Krska auch in seinem jüngsten Buch Bezug nimmt, wurde 2020 in dem renommierten wissenschaftlichen Journal Critical Reviews in Food Science and Nutrition publiziert.
Für das am 18. Jänner 2023 erschienene Buch „Essen ohne Gift?“ hat Krska im Detail bewertet, welche Auswirkungen potenziell schädliche Stoffe in Nahrungsmitteln über einen längeren Zeitraum haben können und fasst im zweiten Teil diese Erkenntnisse für einzelne Schadstoffgruppen zusammen. Anschließend unterzieht der Autor gesundheitlich bedenkliche Schadstoffe in unserer Nahrung einem Risiko-Ranking.
Der Mensch, eine effiziente Entgiftungsmaschine
Doch Krska verbreitet auch Optimismus. „Die gute Nachricht: Wir Menschen sind hoch wirksame Entgiftungsmaschinen, die viele chemische Stoffe effizient verstoffwechseln und ausscheiden können – und zwar selbst dann, wenn wir uns keiner teuren Entgiftungskur unterziehen! Eine ausgewogene Ernährung ist der beste Weg, um die Dosis an chemischen Schadstoffen, denen wir ausgesetzt sind, zu minimieren. “
Über den Autor:
Rudolf Krska ist Professor für Analytische Chemie an der Universität für Bodenkultur Wien und seit 1996 Leiter des Instituts für Bioanalytik und Agro-Metabolomics (vormals Analytikzentrum) am BOKU- Department für Agrarbiotechnologie IFA-Tulln. Seit 2018 ist er zudem Jointly Appointed Professor an der Queen‘s University in Belfast (Institute for Global Food Security). 2015 war er zum Distinguished Professor der Chinese Academy of Agricultural Sciences ernannt worden. Im Mai 2023 wird er in Dublin als Ehrenmitglied in die Royal Irish Academy aufgenommen.
Krska, der auf dem Gebiet der Lebensmittelsicherheit und Mykotoxine weltweit zu den meist zitierten Forscher*innen gehört, leitet seit 2017 die strategische Forschung (blue area) am K1-Kompetenzzentrum Lebensmittelsicherheit FFoQSI. Er hat 15 wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten und ist (Mit-) Autor von über 460 SCI-Publikationen, die mehr als 19.000-mal zitiert wurden.
Sein Buch „Essen ohne Gift? – Gesundheitsrisiken und -nutzen unserer Lebensmittel“ erscheint am 18. Jänner auf Deutsch und Englisch sowie im Frühjahr auf Chinesisch.
https://www.picus.at/produkt/essen-ohne-gift/
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Krska
Institut für Bioanalytik und Agro-Metabolomics
Department für Agrarbiotechnologie IFA-Tulln
Universität für Bodenkultur Wien
Tel.: +43-1-47654-97301
E-Mail: rudolf.Krska@boku.ac.at
(GZ)
Quelle: Universität f. Bodenkultur
Bei Rückfragen zum Artikel wenden Sie sich
bitte direkt an die im Artikel angegebene Kontaktadresse.