Herzlichen Glückwunsch, Du hast die erste Hürde geschafft und wurdest zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Das bedeutet, Du konntest vermutlich Deine Fachkompetenz überzeugend darstellen. Jetzt heißt es, mit deiner Persönlichkeit zu punkten.
Vorbereitungsphase
Ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch beginnt mit der Vorbereitung.
Tipp 1 – Mobilbox
Checke den Ansagetext Deiner Mobilbox. Es kann sein, dass das Unternehmen den Termin mit Dir telefonisch vereinbaren will.
Tipp 2 – inhaltliche Vorbereitung auf das Gespräch
Informiere Dich über das Unternehmen: Branche, Produkte, Standorte, Mitarbeiterzahl, Philosophie, …. Notiere Dir dabei auch Deine Rückfragen an das Unternehmen.
Beantworte für Dich die Fragen:
Welche Fähigkeiten bringe ich für diese Position mit?
Welchen Nutzen bringe ich dem Unternehmen?
Warum glaube ich, für diese Position der/die Richtige zu sein?
Übe Deine persönliche Selbstdarstellung (Dauer 1-2 Minuten).
Überlege Dir Deine Rückfragen zum Unternehmen, zur Position, zum Onboarding?
Tipp 3 – die Anreise planen
Bereite die Anfahrt zum Bewerbungsgespräch sorgfältig vor. Zum Bewerbungsgespräch abgehetzt und gestresst anzukommen erschwert Dir den Start.
– Sieh Dir im Vorfeld an, wie Du das Unternehmen erreichst. Erkundige Dich über Parkmöglichkeiten, wo ist der Besuchereingang. Pünktlich = 10 Min. vor dem Termin vor Ort zu sein.
– Plane Stauzeiten oder sonstige Verkehrsbehinderungen ein. Sollte es dennoch zu einer Verspätung kommen – unbedingt anrufen.
– Kläre im Voraus, ob ein Unternehmen die Reisekosten zur Bewerbung übernimmt, wenn eine weitere Anreise notwendig ist.
– Das Taschentuch in der Tasche. Nervosität kann zu feuchten Händen führen. Ein Taschentuch in der Rock- oder Hosentasche hilft Dir, vor der Begrüßung noch schnell unauffällig die Hände zu trocknen.
Tipp 4 – das Outfit
Passe das Outfit der Position an und wähle ein Outfit, in dem Du Dich selbst wohl fühlst. Nicht immer sind Anzug und Krawatte bzw. Business-Dress notwendig. Oft reichen ein Rock / eine Hose (keine Jogging Hose!) mit Bluse / Hemd. Welcher Stil auch immer der passende ist, Dein Outfit soll sauber und gepflegt aussehen. Beachte auch Deine Schuhe. Sie sollten jedenfalls geputzt sein. Diese verraten viele Bewerber/-innen, da ihnen oft keine Beachtung geschenkt wird.
Dein Outfit ist das, womit Du den ersten persönlichen Eindruck hinterlässt, bevor du überhaupt ein Wort gesagt hast. Es kann den weiteren Verlauf des Gespräches beeinflussen.
Im Bewerbungsgespräch
Tipp 5- ein Gespräch auf Augenhöhe
Gehe davon aus, dass der Dienstgeber genauso an Dir als neuem Mitarbeiter bzw. neuer Mitarbeiterin interessiert ist, wie Du an dem Job. Der Rekruter will Dich im Interview kennen lernen und freut sich, wenn er in Dir den oder die Richtige findet. Der Rekruter wird in den allermeisten Fällen für eine freundliche, angenehme und entspannte Gesprächsatmosphäre sorgen. Wenn Du das Gefühl hast, dass er nur daran interessiert ist, Deine Schwachstellen aufzudecken – dann denke daran, das ist möglicherweise Teil seiner Aufgabe und es richtet sich nicht gegen Dich als Person. Der Rekruter will nur herausfinden, ob Du der Aufgabe gewachsen bist, ob es für Dich die angemessene Herausforderung ist und Du Dich auch nicht unterfordert fühlst.
Nervosität ist bei einem Bewerbungsgespräch völlig normal. Es geht für Dich ja schließlich um etwas, und es ist mitunter auch ein Zeichen, dass Dir an dem Job viel liegt. Solange die Nervosität nicht überhand nimmt, erhöht sie den Adrenalinspiegel und schärft Deine Aufmerksamkeit.
Tipp 6 – alle Anwesenden ansprechen
Bewerbungsgespräche können von Rekrutern plus den jeweiligen Fachverantwortlichen geführt werden. Zusätzlich können auch Beobachter mit dabei sein, die selbst keine Fragen stellen, deren Eindruck aber ebenfalls in die Beurteilung und Auswahl einfließt. Begrüße alle Anwesenden, halte während des Interviews zu allen Anwesenden Blickkontakt und verabschiede Dich am Ende auch wieder bei allen Anwesenden.
Tipp 7 -die Phasen eines Bewerbungsgesprächs
Bewerbungsgespräche haben in der Regel einen ähnlichen Aufbau. Ein Interview zielt darauf ab, die Persönlichkeit des Bewerbers kennen zu lernen. Herauszufinden was ihn/sie motiviert, wie selbstreflektiert er/sie ist, wie spontan jemand ist, wie jemand denkt, welches Problemlösungsverhalten jemand hat ….
Die einzelnen Phasen sind:
- Begrüßung und Small-Talk zum Beginn des Gespräches.
- Vorstellung des Unternehmens und der ausgeschriebenen Position. Nutzen Sie diese Vostellung, um dazu später Rückfragen zu stellen.
- Deine Kurzvorstellung.
- Die Fragen des Rekruters.
- Deine Rückfragen an das Unternehmen.
- Abschluss: Zum Abschluss erklärt der Rekruter wie der Bewerbungsprozess zu dieser Position weiter geht; was die nächsten Schritte sein werden und wann Du mit einer Antwort rechnen kannst. Sollte es vom Rekruter nicht angesprochen werden, frage nach den nächsten Schritten.
Tipp 8 – die Klassischen Fragen
Jedes Bewerbungsgespräch will auf dieselbe Frage eine Antwort finden. Nämlich: „Ist diese Person die Richtige für diese Position?“ Daher werden in jedem Bewerbungsgespräch ähnliche Fragen gestellt, die zumindest auf dieselben Bereiche abziehlen.
– Bringt der Kandidat die erforderlichen Kompetenzen mit (dies sollte bereits der CV beantworten, aber es kann dazu noch Rückfragen geben.)
– Passt die Persönlichkeit und ihr Mindset zu unserem Unternehmen?
– Welche persönlichen Stärken / Schwächen bringt der Kandidat mit?
– Was motiviert ihn/sie generell? Was motiviert sie/ihn für diese Position?
– Warum ist er die geeignete Person für diese Position?
– Wie kommuniziert er/sie und passt er/sie in das Team und Unternehmen?
– Wie geht er/sie mit Herausforderungen und Konflikten um?
– ……..
Bereiten Sie sich daher auf die klassischen Fragen eines Bewerbungsgespräches vor. Auch wenn jedes Unternehmen seine eigenen Fragen stellt. Auch wenn die Frage „wo sehen Sie sich in 5 Jahren“ selten so direkt gestellt wird, so will ein Unternehmen dennoch eine Ahnung davon bekommen, wohin Sie sich entwickeln möchten. Auch die Frage nach Ihren Stärken und Schwächen wird selten direkt gestellt werden. Eher schon: “Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben”, “Welche Eigenschaften schätzen Ihre Freunde an Ihnen”, “Was ist Ihnen innerhalb des letzten halben Jahres so richtig gut gelungen? Worauf sind Sie stolz? Was haben Sie gemacht? Worin bestand für Sie der Erfolg? Was haben Sie konkret dazu beigetragen, dass es ein Erfolg wurde?”
Es kann auch sein, dass Du mit einer fiktiven Problemsituation konfrontiert wirst und erklären sollst, wie Du diese Situation lösen würdest. “Was machen Sie mit einem Mitarbeiter, den Sie schon mehrmals auf einen Fehler aufmerksam gemacht haben und der diesen Fehler wieder gemacht hat?”
Ehrlichkeit
Jeder will sich von seiner besten Seite zeigen. Jeder kann sich auch ehrlich überschätzen oder aber auch ehrlich unterschätzen. Bewusste falsche Aussagen kommen bei einer Bewerbung jedenfalls nicht gut an. Zum einen, – Du willst doch ein langfristiges Vertragsverhältnis eingehen und Du willst für die nächsten Wochen, Monate, Jahre 8 Stunden am Tag eine Tätigkeit ausüben, die zu Dir passt und willst in einem Team arbeiten, in dem Du Dich wohlfühlst. Du kannst Dich nicht auf Dauer verstellen.
Zum Anderen: Was ist, wenn es auffliegt, dass Du geschummelt hast? Es kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, wenn Du einen Abschluss oder eine Akkreditierung vorgibst zu haben, die Du nicht besitzt.
Tipp 9 – unzulässige Fragen
Es gibt auch Bereiche zu denen die Rekruterin keine Fragen stellen darf (Österreich). Der Grund für die Unzulässigkeit liegt darin, dass Kandidaten nicht wegen Kinderwunsch, Religionsbekenntnis o.a. von einem Job ausgeschlossen werden, für den sie die Anforderungen besser als andere erfüllen.
Sollte dennoch eine derartige Frage kommen, so kannst Du es ablehenen darauf zu antworten und kannst sogar bewusst falsch antworten – lügen.
- Leben Sie in einer Partnerschaft? Sind Sie Single? Sexuelle Orientierung.
- Schwangerschaft / Kinder
– Haben Sie Kinder?
> Ja. Wie wollen Sie das schaffen? Wer kümmert sich um die Kinder nach der Schule, oder wenn die Kinder krank sind?
> Nein. Planen Sie in absehbarer Zeit, schwanger zu werden? Wann? Wie lange wollen Sie dann zuhause bleiben?
- Sind Sie religiös? Fragen nach ethnischer, religiöser Zugehörigkeit.
- Was macht Ihr/e PartnerIn beruflich?
- Sind Sie Mitglied einer politischen Partei, Gewerkschaft, Verein?
- Haben Sie Schulden?
- Wofür geben Sie Ihr Geld aus?
Ausnahmen:
Auch hier gibt es Ausnahmen. Es gilt in all jenen Fällen eine Ausnahme, in denen die Tätigkeit damit unvereinbar wäre. Z.B.
- Eine Tätigkeit wäre ein Risiko für die Schwangerschaft. (Gefährliche Strahlung, Chemikalien, schwere Lasten)
- Es geht um die Mitarbeit bei einer politischen Vereinigung, religiösen Einrichtung.
- Wenn es um die treuhändige Verwaltung von Finanz- und Vermögenswerten anderer geht.
Wie reagierst Du auf unzulässige Fragen?
Z.B. Die Frage nach Kinderwunsch.
– Sachlich: „Das ist eine sehr private Frage. Ich denke nicht, dass diese Frage unbedingt Thema dieses Gesprächs ist.“
– Humorvoll: „Ach, ist das eine Anforderung für diese Stelle? Das muss ich wohl im Stelleninserat überlesen haben.“
– Ehrlich: „Ja, in ein paar Jahren, könnte das durchaus Thema sein.” Oder: “Nein, ich habe das nicht geplant.”
– Unehrlich: „Für mich zählt nur die Karriere, Kinder würden da nur stören.”
Tipp: 10 -Abschluss des Gespräches
Zum Abschluss des Gespräches wirst Du noch nicht erfahren, ob Du den Job bekommen wirst oder nicht. Du wirst maximal ein Gefühl davon haben, ob es gut gelaufen ist oder nicht.
Eine Frage zum Abschluss könnte sein: „Was sind die nächsten Schritte?“, falls es noch nicht angesprochen wurde?
Verabschiede dich von allen Interviewern. Auch von denen, die vielleicht nur als Beobachter dabei waren.
Tipp 11 – Telefonbewerbungsgespräch
Sei darauf gefasst, dass Dich ein Rekruter auch spontan telefonisch kontaktieren kann und dabei sofort ein Bewerbungsgespräch mit Dir führt. Sollte der Zeitpunkt für Dich völlig ungelegen sein, bitte um einen anderen Termin und vereinbare diesen sogleich am Telefon.
Tipp 12 – Videobewerbungsgespräch
Immer öfter werden Bewerbungsgespräche als Videokonferenz geführt. Besonders wenn der potenzielle neue Dienstgeber in weiter räumlicher Distanz ist. Beachte was bei Dir im Hintergrund zu sehen ist. Achtung vor Spiegel! Sorge dafür, dass Du ungestört bleibst. Organisiere Dir für diese Zeit eine Kinderbetreuung wenn notwendig, versorge auch Hund und Katze, damit sie Dir nicht die Show stehlen.
(GZ)
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