Immer wieder wird Natur- und Umweltschutz mit „zu hohen Kosten“ in Verbindung gesetzt. Doch angesichts der jüngsten Klimakatastrophen, die innerhalb weniger Wochen in Deutschland, Tschechien, Kanada, China oder der USA aufgetreten sind, drängt sich die Frage auf: „Wie lange können wir uns einen fehlenden oder nicht angemessenen Natur- und Umweltschutz leisten?“ Die Wirtschaftwissenschafterin Alexandra Brausmann erklärt die komplizierte Beziehung zwischen Klima und Volkswirtschaft.
Naturkatastrophen und ihre volkswirtschaftlichen Kosten
Naturkatastrophen, wie Waldbrände, Erdrutsche, Überschwemmungen oder Krankheiten zerstören in großem Maße sowohl Menschenleben wie auch Infrastrukturen. Straßen, Lieferketten und Stromversorgungen können unterbrochen, wie auch ganze Produktionsstätten oder Lebensgrundlagen zerstört werden. Das IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change dokumentiert, dass über die vergangenen drei Jahrzehnte die Häufigkeit und Stärke von Naturkatastrophen dramatisch zugenommen haben. Wie schnell Lieferketten unterbrochen sein können, hat uns das Beispiel der Pandemie gezeigt.
Der Kipppunkt
Wenn die Naturkatastrophen an Intensität wie auch an Häufigkeit ständig zunehmen, stoßen sie nach Brausmann irgendwann an einen Kipppunkt. D.h. wird eine Volkswirtschaft dermaßen katastrophal getroffen, dass die Schäden einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, dann bricht ein System zusammen oder seine Funktionsweise ändert sich völlig.
Sobald ein solcher Kipppunkt überschritten ist, ist die Situation unumkehrbar. Z.B. wenn der Eisschild geschmolzen ist, kann man ihn nicht wieder herstellen. Brausmann sieht uns aktuell mit dem Risiko konfrontiert, dass wir derartige Kipppunkte überschreiten. Der Verlust des Grönländischen Eisschildes oder die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes sind nur zwei Beispiele. Wenn der Eisschild geschmolzen ist, kann man ihn nicht wieder herstellen. Derartige Veränderungen können eine ganze Kette an Katastrophen auslösen, da alles miteinander in Verbindung steht.
CO2-Steuer oder Emissionshandel
Um eine nicht umkehrbare Umweltkrise zu vermeiden sieht Brausmann eine stringente Klimapolitik als unumgänglich an und bezieht sich dabei auf die beiden Modelle „CO2- Steuer“ oder „Emissionshandel“. Weiters verweist sie, dass sich unsere politischen Minderungsmaßnahmen auf Wirtschaftswachstum beziehen und vice versa. „Unser Wachstum hängt davon ab, wie wir uns verhalten, welche Ressourcen wir nutzen, wie wir innovieren, wie viele Treibhausgase wir einsparen, aber auch unsere Klimapolitik hängt von all diesen Aspekten und besonders von der Wachstumsrate ab. Alles ist miteinander verbunden. Aber das sind gute Neuigkeiten, weil wir bis zu einem gewissen Maß unsere Klimapolitik steuern können, indem wir uns den Weg des Wachstums aussuchen.“
Den vollständigen Beitrag finden Sie unter: https://medienportal.univie.ac.at/uniview/wissenschaft-gesellschaft/detailansicht/artikel/a-green-world-needs-long-term-climate-policies/
Alexandra Brausmann ist Assistenzprofessorin am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Wien. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Umweltökonomie, insbesondere mit CO2-Preisen und dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Aktuell unterrichtet sie die Lehrveranstaltung Growth and Climate Change an der Universität Wien.
(GZ)
Quelle: Universität Wien
Foto: © Alexandra Bausmann