Eine Studiengruppe der Medizinischen Universität Wien hat gemeinsam mit internationalen Kooperationspartnern ein neues Modell zur Vorhersage der tumorassoziierten venösen Thrombose/Pulmonalembolie entwickelt. Damit lässt sich das Risiko für eine solche Erkrankung berechnen und es können mögliche Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
KrebspatientInnen neigen zu einem erhöhten Risiko für Venenthrombosen und Lungenembolien
Es ist bekannt, dass PatientInnen mit einer Krebserkrankung ein vielfach erhöhtes Risiko für Venenthrombosen und Lungenembolien haben und dass diese Komplikation lebensgefährlich ist, insbesondere, wenn sie nicht diagnostiziert wird. Außerdem sinkt die Lebensqualität der PatientInnen aufgrund der Beschwerden der Thrombose oder Lungenembolie, und die Antitumor-Therapie wird oft verzögert. Prinzipiell könnte man diese Thrombosen durch gerinnungshemmende Medikamente verhindern, doch das Risiko bei verschiedenen Patientengruppen ist sehr unterschiedlich und schwankt zwischen 1% und über 20%.
Das Voraussagemodell macht es möglich, das Risiko individuell für die ersten sechs Monate einzuschätzen und ist damit ein weiterer Schritt zu einer personalisierten Medizin. Studienleiterin Ingrid Pabinger sagt: „Mit diesem Modell können wir gezielt Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko identifizieren, sie auch darüber informieren und sie in Zukunft wahrscheinlich mit Antikoagulantien schützen. Für diesen letzten Schritt benötigen wir aber noch Studiendaten, die wir aus internationalen Studien noch in diesem Jahr erwarten.“
Voraussagemodell praktisch leicht anwendbar
Das neue Voraussagemodell ist sehr einfach und praktisch überall anzuwenden. Es besteht nur aus zwei Faktoren, nämlich der Zuordnung zu einer Tumor-Risikogruppe, die sich aus dem Primärtumor ergibt, und dem Laborparameter D-Dimer, der in jedem Spital und in vielen Laboratorien zur Verfügung steht. Mit diesen zwei Parametern kann die individuelle Voraussage für die ersten sechs Monate nach Diagnose einer Krebserkrankung erfolgen. Co-Studienleiter Cihan Ay betont: „Dieses Modell ist sehr einfach anzuwenden, der Onkologe/die Onkologin können entweder das in der Publikation gezeigte Nomogramm oder das elektronische, web-basierte und über die MedUni Wien abrufbare Berechnungstool unter http://catscore.meduniwien.ac.at/ benutzen. Damit kann in Sekunden die Wahrscheinlichkeit einer Venenthrombose bzw. Lungenembolie für einen Patienten vorhergesagt werden.“
Die Arbeitsgruppe der Hämostaseologen Ingrid Pabinger und Cihan Ay führt seit 15 Jahren die Vienna Cancer and Thrombosis Studie (CATS) durch, die schon viele Erkenntnisse zu Ursachen und Risiken für die häufige Komplikation der venösen Thromboembolie bei Krebserkrankung geliefert hat. Zuletzt wurde die Studie auch durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung im Rahmen eines Sonderforschungsprogramms („InThro – Inflammation and Thrombosis“) unterstützt. http://catscore.meduniwien.ac.at/
Service: Lancet Haematology
A clinical prediction model for cancer-associated venousthromboembolism: a development and validation study in two independent prospective cohorts
Ingrid Pabinger, Nick van Es, Georg Heinze, Florian Posch, Julia Riedl, Eva-Maria Reitter, Marcello Di Nisio, Gabriela Cesarman-Maus, Noémie Kraaijpoel, Christoph Carl Zielinski, Harry Roger Büller, Cihan Ay. Lancet Haematology Jul;5(7):e289-e298. doi: 10.1016/S2352-3026(18)30063-2
Quelle: Med Uni Wien
Kontakt:
Mag. Johannes Angerer
Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 01/ 40 160-11501
E-Mail: pr@meduniwien.ac.at
www.meduniwien.ac.at/pr
Foto: (c) Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de