Das Blasenkarzinom ist der zweithäufigste urologische Tumor und gehört somit zu den führenden urogenitalen tumorspezifischen Todesursachen. Eine lebenslange Nachsorge beim nicht-muskelinvasiven Tumor mit invasiven diagnostischen Untersuchungen (Zystoskopie, Harnzytologie und Bildgebung des oberen Harntraktes) ist essentiell. Ziel ist, den Xpert Bladder Cancer Monitor, ein neuartiger 5-Gen mRNA-basierter Urintest, erstmalig in der onkologischen Nachsorge bei unseren BlasentumorpatientInnen zu testen.
Eingereicht von: Univ.-Ass. OÄ Dr. med. univ. Renate Pichler, PhD
Firma/Universität: Medizinische Universität Innsbruck – Univ. Klinik für Urologie
Homepage: www.i-med.ac.at
Kooperationspartner: Biomedica Medizinprodukte GmbH & Co KG Wien, Cepheid Inc. Europe
Der Hauptfokus der translationalen und klinischen Forschung liegt seit mehr als 10 Jahren in der Entwicklung neuer Biomarker beim Blasentumor, welcher in der Urologie sehr häufig im Vergleich zum Prostatakarzinom als „Stiefkind“ wenig beachtet wird, obwohl die Inzidenz vor allem in den westlichen Ländern stetig steigt und der Blasentumor den 2. häufigsten urologischen Tumor darstellt. Der Blasentumor wird auch häufig als „Chamäleon“ bezeichnet, da sich die Therapie nicht verallgemeinern lässt und sich die Therapie je nach histologischen Befund und der Tumorausdehnung (lokal begrenzt versus metastasiert) richtet und kompliziert ist. Das therapeutische Konzept reicht nämlich von der endoskopischen Tumorresektion mit „organerhaltender Strategie“, adjuvanter intravesikaler Chemotherapie oder Immuntherapie (BCG), bis zur radikalen Entfernung der Blase (Zystektomie) mit Harnableitung bzw. palliativen Chemotherapie und Immuntherapie im metastasierten Setting. Biomarker sind sowohl beim nicht-muskelinvasiven als auch beim muskelinvasiven Blasentumor sehr wichtig, um PatientInnen genauer stratifizieren zu können, wer genau von welcher gezielten Therapie profitiert. Genau mit dieser Thematik hat sich Univ.-Ass. Renate Pichler, PhD bei ihrem 3-jährigen PhD Studium (Clinical Cancer Research) auseinandergesetzt.
Neue Biomarker im Tumorgewebe (unterschiedliche Immunzellpopulationen), Urin und Serum zur Vorhersage, wer von einer intravesikalen BCG Therapie profitiert, konnten in 2 Arbeiten während ihres PhD Studiums bestätigt und publiziert werden (Pichler R et al. Oncotarget 2016; Pichler R et al. Cancer Immunol Immunother 2017). Zudem analysierten sie unterschiedliche protein-basierte Urintests im Vergleich zur Zytologie und Zystoskopie in der Nachsorge beim nicht-muskelinvasiven Blasentumor (Pichler R et al. Int J Med Sci. 2017) mit der Schlussfolgerung, dass keiner der analysierten Urintests (UBC und NMP22) die Zystoskopie ersetzen kann. Eine Hoffnung scheinen mRNA-basierte Urinmarker zu sein, wo sie erstmalig den Xpert BC Monitor getestet haben, welcher eine signifikant bessere Sensitivität im Vergleich zur Zytologie erzielen konnte (Pichler R et al. BJU Int 2017).
Genderspezifische Unterschiede im onkologischen Outcome nach radikaler Zystektomie (Pichler R et al. J Cancer 2017) und in Bezug auf die Wahl der Harnableitung (Pichler R et al. Scand J Urol 2013) wurden von ihrer Studiengruppe ebenso analysiert. Unterschiedliche klinische Faktoren, welche in der Nachsorge nach radikaler Zystektomie beim muskelinvasiven Blasentumor eine Rolle spielen, wurden ihrerseits bereits näher beleuchtet. So konnten sie die Wertigkeit der Harnzytologie in der Detektion eines Urothelkarzinom Rezidivs in der Harnröhre (und oberer Harntrakt) nach radikaler Zystektomie bestätigen (Pichler et al, Clin Genitourin Cancer 2016). Zudem wurde PD-L1 als prognostischer Biomarker nach radikaler Zystektomie bezüglich tumor-spezifischen Überleben kritisch anhand ihrer Zystektomiedatenbank analysiert, mit zum Teil kontroversen Ergebnissen (Pichler R et al, Oncotarget 2017).
Im November 2017 hat Renate Pichler Ihre Habilitationsschrift zum Thema „Innovative concepts in the diagnosis and surveillance of bladder cancer patients“ an der Medizinischen Universität Innsbruck eingereicht.