Die Zahl der sozialen Kontakte übt wesentlichen Einfluss auf die Verbreitung des Virus aus. Das Simulationsmodell von Niki Popper an der TU Wien errechnet eine baldige Senkung der Ausbreitung der Epidemie, wenn die Reduktion der Kontakte konsequent eingehalten werden.
Das mathematische Modell lässt hoffen
Das Simulationsmodell von Niki Popper wird kontinuierlich um aktuell gesetzte Maßnahmen ergänzt, und damit wird die Vorhersage stärker an die Realität angepasst.
Durch die drastischen Maßnahmen, die egriffen wurden, soll die Zahl der Mensch-zu-Mensch-Kontakte reduziert werden, denn die Zahl der sozialen Kontakte übt wesentlichen Einfluss auf die Verbreitung des Virus aus. Die Ergebnisse von Niki Popper, seinem Team und dem TU Spin Off dwh GmbH lassen hoffen: Laut den aktuellsten Berechnungen sollte es durch Schulschließungen und Reduktion der sozialen Kontakte besonders für ältere Menschen möglich sein, die Ausbreitung von COVID-19 deutlich einzubremsen. Laut dem Modell sollten erste Auswirkungen – wenn die Einschränkung der Kontakte auch wirklich umgesetzt wird – bereits in naher Zukunft zu sehen sein. Die Zahl der Neuinfizierten wird trotzdem weiter ansteigen, aber in geringerem Maße als in den bisherigen Hochrechnungen.
Reduktion der sozialen Kontakte als entscheidender Schlüsselfaktor
„Wir haben aktuell die zwei sichtbarsten Maßnahmen simuliert: Die Schulschließungen und eine Kontaktreduktion bei besonders gefährdeten Personen. Das hat bei uns oberste Priorität, da beides gerade umgesetzt wird“, sagt Niki Popper
Die Schulschließungen werden zu einer Reduktion zwischenmenschlicher Kontakte um etwa 10% in der Gesamtbevölkerung führen. Wenn man annimmt, dass Menschen über 65 ihre Kontakte in der Freizeit um die Hälfte reduzieren, geht die Gesamtzahl der Kontakte in der Gesamtbevölkerung um weitere 8% nach unten. „Das reduziert den Peak, also die Maximalzahl an Personen, die gleichzeitig krank sein werden, bereits um 40 %. Und was noch wichtiger ist: Die Zahl der schweren Fälle insgesamt reduziert sich laut unserem Modell dadurch sogar um 55 % – auf 45 % des ursprünglichen Wertes, den wir ohne diese Maßnahmen hätten. Der Grund ist, dass besonders viele Menschen aus der Risikogruppe sich in diesem simulierten Fall nicht anstecken.“, sagt Popper.
Einbremsen der Ausbreitung möglicherweise schon bald spürbar
Wenn man alle nun getroffenen Maßnahmen in der Simulation berücksichtigt, dann zeigt sich, könnten die Auswirkungen demnächst spürbar werden. Derzeit verdoppelt sich die Zahl der Erkrankungen etwa alle 2,5 Tage. „Diese Verdopplungszeit wird sich unseren Berechnungen nach verlängern, wir gehen aktuell davon aus, dass die Verdopplungszeit zumindest auf 5-6 Tage gebremst werden kann. Aber wirklich nur wenn die Kontakte auch wirklich reduziert werden“, erklärt Popper. Die Zahl der Erkrankten wird auch weiterhin noch steigen, allerdings weniger rasch – und das wird es unserem Gesundheitssystem deutlich einfacher machen, damit umzugehen.
„Die Kontakte wirklich zu reduzieren und sich an die Maßnahmen zu halten ist der entscheidende Faktor“, betont Niki Popper. „Unsere Rechnungen können nur dann die Realität abbilden, wenn die angenommenen Effekte auch tatsächlich umgesetzt werden.“
Kontakt
Dr. Niki Popper
Institut für Information Systems Enngineering
Technische Universität Wien
T +43-650-2774002
nikolas.popper@tuwien.ac.at
Hintegrundinformation
Computational Science & Engineering ist – neben Quantum Physics & Quantum Technologies, Materials & Matter, Information & Communication Technology sowie Energy & Environment – einer von fünf Forschungsschwerpunkten der Technischen Universität Wien. Erforscht werden technologische Grundlagen der Informationsverarbeitung, um innovative Anwendungen der Computertechnik entwickeln zu können. Die Spanne reicht von den mathematischen Fundamenten über die Entwicklung elektronischer Hardware bis hin zur Simulation hochkomplexer Systeme.
TU Wien – Mitglied der TU Austria
www.tuaustria.at
(GZ)
Quelle: TU Wien