Mit vereinten Kräften wollen zehn Donau-Länder (Deutschland, Österreich, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Ukraine) gefährdete Fische schützen: Im Rahmen eines EU-finanzierten und an der Universität für Bodenkultur Wien angesiedelten Projekts werden in der Donau und ihren Nebenflüssen geeignete Habitate für wandernde Fischarten identifiziert und auf deren Verbundenheit geprüft. So wird erhoben, ob die Durchgängigkeit des Flusssystems und damit seine Funktion als ökologischer Korridor für wandernde Fische – wie etwa dem berühmten und vom Aussterben bedrohten Donau-Stör – gegeben ist.
Wanderroute Donau
Die Flüsse des Donauraums sind essentielle Wanderrouten für Störe und andere Fische wie Barben und Nasen. Aufgrund ihrer langen Lebenszyklen sind diese Spezies exzellente Bioindikatoren für die Funktionalität von ökologischen Korridoren. Das trifft besonders auf Störe zu, die früher auf ihren Laichwanderungen bis zu zweitausend Kilometer vom Schwarzen Meer in die österreichischen Donauauen zurückgelegt haben. Diese Fischarten stellen ein ökonomisches und ökologisches Kultur- und Naturerbe des Donauraums dar. Ihr dramatischer Rückgang in den letzten Jahrzehnten wurde von den Anrainerstaaten der Donau und der Europäischen Kommission als Problem erkannt und der Schutz dieser Fische zum Interesse des gesamten Einzugsgebiets erklärt.
Der berühmte Donau-Stör ist vom Aussterben bedroht
Bulgarien und Rumänien sind heute die einzigen EU-Länder, in denen der berühmte Stör noch in natürlichen Fischbeständen vorkommt. Diese Populationen hatten in vergangen Jahrzehnten mit einem dramatischen Rückgang zu kämpfen, der mit der Fragmentierung ihres Lebensraums durch künstliche Migrationsbarrieren – wie Dämme und Wasserkraftwerke – verbunden ist. Diese Sperren werden, verbunden mit anderen menschlichen Aktivitäten wie Überfischung, Umweltverschmutzung und der Zerstörung von Habitaten, auf lange Sicht zum Aussterben dieser Spezies führen.
Das EU-Projekt MEASURES
Um diese Probleme zu behandeln wird das MEASURES Projekt (Managing and restoring aquatic Ecological corridors for migratory fish species in the Danube River basin) die Formierung ökologischer Korridore durch die Identifizierung von essentiellen Habitaten unterstützen und grenzübergreifende Schutzmaßnahmen in der Donau und ihren wichtigsten Nebenflüssen initiieren. Das dreijährige Projekt (Juni 2018 bis Mai 2021) wird in Österreich von der Universität für Bodenkultur organisiert und beinhaltet:
- die Entwicklung und Überprüfung einer Kartierungsmethode zur Identifikation von Habitaten für wandernde Fischarten
- den Besatz zweier heimischer Störarten in Ungarn (Acipenser ruthenus) und Rumänien (Acipenser gueldenstaedtii), sowie das Verfassen eines Handbuchs für Fischaufzuchtstationen für zukünftige Besatzmaßnahmen
- das Anlegen eines Informationssystems um ExpertInnen, EntscheidungsträgerInnen und der allgemeinen Öffentlichkeit Zugang zu den gesammelten Daten zu ermöglichen
- die Möglichkeit, mit den Ergebnissen eine grenzübergreifende Strategie zur Restauration und Schutz von Ökosystem-Korridoren für zukünftige Managementpläne in den Donau-Staaten zu erstellen
Zehn Donau-Ländern vereint gegen die Zerstörung einmaliger Habitate
„Die Donau hat eine Schlüsselfunktion als Lebenslinie Europas, sie verbindet wichtige Bioregionen, Wirtschaftsräume und Kulturen. Für menschliches Wohl und Entwicklung ist der Schutz der Biodiversität fundamental und Flüsse gehören zu den meist bedrohten Ökosystemen unseres Planeten. Unser Projekt spricht diese Probleme speziell für die Donau in ihrer Rolle als wichtiger ökologischer Korridor an, der Naturräume und eine essentielle Organismengruppe in deren Schlüsselfunktion für eine nachhaltige Zukunft verbindet – Flüsse, Störe und andere wandernde Fischarten“, so Prof. Dr. Thomas Hein vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur Wien.
Das MEASURES Projekt wurde offiziell am 1. Oktober 2018 an der Universität für Bodenkultur Wien vorgestellt. In einem zweitägigen Kick-Off Event sprachen internationale ProjektpartnerInnen und InteressensvertreterInnen aus verschiedenen Bereichen über das Hauptziel des Projekts: Das Management und die Restauration ökologischer Korridore für wandernden Fischarten im Einzugsgebiet der Donau.
Mehr Information: www.interreg-danube.eu/measures.
Quelle: BOKU Wien
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Kontakt/Rückfragen:
Paul Meulenbroek
Projektmanager
Universität für Bodenkultur Wien
paul.meulenbroek@boku.ac.at