Wer mit offenen Augen durch die Wachau wandert, dem sind die zahlreichen zeitgenössischen Kunstwerke in der Landschaft sicher schon aufgefallen. Wie sich Landschaftsarchitektur und Kunst vereinen, daran forscht das Institut für Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur Wien gemeinsam mit dem Institut für Kunst und Bildung der Kunstuniversität Linz.
Kunst in der Landschaft
Die Interdisziplinarität von Landschaftsarchitektur und Kunst ist eine für beide Universitäten besonders bereichernde Kooperation, die es in dieser Form noch nie gab. Zeichner*innen und Maler*innen haben seit dem frühen neunzehnten Jahrhundert verstärkt dazu beigetragen, die landschaftliche Schönheit der Wachau hervorzuheben und ins Bewusstsein zu rücken. Seitdem gab es eine kontinuierliche künstlerische Auseinandersetzung mit der österreichischen Region, die sie nicht nur ästhetisierte, sondern auch schützte.
Die Umgestaltung der Landschaft ging mit einem ständigen Ausbau der Verkehrswege einher. Neue Formen der Mobilität und Geschwindigkeit veränderten auch die Art und Weise, wie die Landschaft wahrgenommen wird. Dabei dienen die Verkehrswege sowohl der Benützung der Bewohner*innen als auch dem touristisch-flanierenden Blick der Gäste.
Landschaft und Kunst im Wandel der Zeit
„Wachau Routes“ untersucht ein bisher wenig beachtetes Thema der Region: die Wege durch die Kulturlandschaft und die Art und Weise, wie diese Wege aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen werden“, betont Projektleiter Roland Tusch vom Institut für Landschaftsarchitektur an der BOKU. „Das künstlerisch-wissenschaftliche Projekt liefert neue Erkenntnisse in der Wahrnehmung und zielt auf die folgende Frage ab: Wie sieht ein zeitgemäßes Bild der Wachau aus, das auf kunstbasierten Methoden aufbaut und dem zeitgenössischen Verständnis von Landschaft entspricht?“
„Landschaftsbetrachtung in der Kunst negiert oft Entwicklungen der Moderne oder der Gegenwart und ist besonders an schönen Orten romantisch und selektiv“, so Hubert Lobnig vom Institut für Kunst und Bildung der Kunstuniversität Linz. „Ein Forschungsprojekt mit kontextuell denkenden und agierenden Künstler*innen und Landschaftsarchitekt*innen schließt technische Einbauten, Fehlentwicklungen, Fehlinterpretationen (NS-Zeit) und Sonderbarkeiten im Umgang mit Massentourismus in die Untersuchungen mit ein und führt – auch durch unkonventionelle Untersuchungsmethoden – zu einem neuen Verständnis des Landstriches.“
Verkehrswege im Rampenlicht
Die Verkehrswege durch die Wachau fanden in künstlerischen Arbeiten bisher kaum Beachtung, außer in kleinen Nebenszenen, den Kutschen, Transportschiffen auf der Donau oder Verladeszenen in den historischen Gemälden. Das Forschungsprojekt rückt die Verkehrswege ins Rampenlicht und erforscht sie mit zeitgenössischen Methoden und Konzepten der bildenden Kunst und der Landschaftsarchitektur. Eisenbahn, Straße und Radweg stehen jeweils für ein Jahr im Fokus der Forschung. Die Schifffahrt eröffnet Perspektiven auf alle drei untersuchten Verkehrswege. Das vierte Jahr ist der Synthese aller Untersuchungen gewidmet. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht es, Grenzen zu überschreiten, neue Perspektiven einzunehmen, Methoden zu erweitern und weiterzuentwickeln und Kompetenzen zu erwerben. Die Einbindung der Nutzer*innen der Verkehrswege vor Ort ist wesentlicher Teil des Projektes.
„Wachau Routes“ wird gefördert durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK). Projektvolumen: 405.573 Euro. Gesamtlaufzeit: 4 Jahre (2022-2026). Projektstart: Sommer 2022.
Weitere Informationen:
https://www.fwf.ac.at/de/news-presse/news/nachricht/nid/20220317?tx_rsmnews_detail%5Bref%5D=l&cHash=0d4cc1e3be5163deedf73d9b50677998
Kontakt:
Dr. Roland Tusch (Projektleitung)
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Landschaftsarchitektur
roland.tusch@boku.ac.at
Univ.Prof. Mag. Hubert Lobnig
Kunstuniversität Linz/Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz
Institut für Kunst und Bildung
Abteilung Künstlerische Praxis
hubert.lobnig@ufg.at
(GZ)
Quelle: Universität für Bodenkultur Wien
Foto: (C) life-science
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