Ein bis vier Prozent der Klimagasfreisetzung stammt aus entwässerten Mooren – genauso viel wie aus dem gesamten Flugverkehr Österreichs. Es wird höchste Zeit, über den Schutz der Moore zu diskutieren, mahnt Landschaftsökologe Stephan Glatzel im Interview zur aktuellen Semesterfrage.

Stephan Glatzel: “Moore sind zurzeit das wichtigste Umweltthema”

life-science.eu - Foto: (c) Martin Gebhardt/pixelio.deEin typischer Sommertag in Wien 2050: Die Tageshöchsttemperatur beträgt über 30 Grad, nachts kühlt es nicht unter 23 Grad ab. Heutige Extreme werden – wenn die Vorhersagen eintreffen – in 30 Jahren zum Normalfall. Stephan Glatzel vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien beschäftigt sich bereits seit mehr als 20 Jahren mit dem Klimawandel. “Bisher sind stets die schlimmsten Klimawandelszenarien eingetroffen. Dennoch halten wir uns nicht an Vereinbarungen zum Klimaschutz”, erklärt der Landschaftsökologe.

In seinem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt er sich mit Mooren und wie diese auf extreme Klimaereignisse reagieren. In einem feuchten, nicht so warmen Sommer speichern die Moore CO2, in einem trockenen, heißen Sommer geben sie CO2 ab. Bei Hitze können die Pflanzen aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit keine Photosynthese betreiben: Weniger CO2 wird gebunden, die organische Substanz wird aber dennoch veratmet.

Moore speichern mehr CO2 als Wälder

Wälder nehmen viel CO2 auf, veratmen es aber auch schnell wieder. Pflanzen im Moor binden das Treibhausgas über die Photosynthese. Sterben die Pflanzen ab oder geraten in den Bereich des Moores, in denen sich kein Sauerstoff befindet, können sie nicht auf dem oxischen Weg abgebaut werden. Es entsteht also ein großer Speicher. Die Veratmung passiert auch anoxisch, aber sehr viel langsamer und die Verlustraten sind dabei sehr gering.

Mittlerweile stammen ein bis vier Prozent der österreichischen Klimagasfreisetzung aus entwässerten Mooren. Zum Vergleich: Das ist genauso viel wie durch den gesamten Flugverkehr in Österreich entsteht. Trockene Moore sind die größte Quelle von Klimagasen, die nicht direkt aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen kommen. “Ich behaupte, Moore sind das wichtigste Umweltthema, das wir zurzeit haben. Doch nach wie vor scheint nicht bekannt zu sein, welche wichtige Rolle Moore im Klimasystem spielen”, so Glatzel.

Link zum Interview mit Dr. Stephan Glatzel: http://medienportal.univie.ac.at/uniview/semesterfrage/semesterfrage-sose-2018/detailansicht/artikel/stephan-glatzel-moore-sind-zurzeit-das-wichtigste-umweltthema/

Quelle: Universität Wien

Kontakt:
Univ.-Prof. Dipl.-Geogr. Dr. Stephan Glatzel
Institut für Geographie und Regionalforschung
T +43-1-4277-486 60
stephan.glatzel@univie.ac.at

Foto: (c) Martin Gebhardt/pixelio.de