Im Tempel der Macht
Seite 125-142
Gehen wir mit unseren Gedanken zurück bis an den Beginn der Neuzeit als Gutenberg den Buchdruck erfunden hat. Bereits damals erfolgten damit die ersten Propagandakampagnen. Für die damalige Zeit eine disruptiv, innovative Technologie. Kein Geringerer als Martin Luther verbreitete seine Lehren bereits mit ersten gedruckten Flugblättern und erreichte somit eine große Zahl von Menschen. Es waren die Geburtsjahre der Printmedien, der Printwerbung.
Die Medien haben sich weiterentwickelt. In den 40-er Jahren hallte der Volksempfänger aus jedem Haus und mit klaren und eindeutigen Botschaften wurde das Volk “informiert”, manipuliert und für die Machtgelüste der Diktatur missbraucht. Spätestens seit damals, weiß man um die Macht, die man mit Hilfe von Medien ausüben kann. Spätestens seit damals wissen wir, dass keine Tat zu grausam sein kann, als dass sie nicht jemanden findet, der dazu fähig ist. Dass keine Aussage und Einstellung so absurd sein kann, als dass sie nicht ihre Anhänger findet.
Die Medienlandschaft von heute ist damit nicht mehr vergleichbar. Sie hat sich weiterentwickelt. Wir wissen heute mehr über die Macht der Medien, über ihre Möglichkeiten der Manipulation. Heute kann jeder “Otto Normalverbraucher” über die Sozialen Medien sein eigener Chefredakteur sein. Kann jeder seine Meinung und seinen Kommentar in die Welt hinaus posaunen. Eine Vielfalt, wie wir sie noch nie erlebt haben. Eine Entwicklung, über die wir froh sein könnten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit, kann jeder einer großen Anzahl von Menschen gegenüber, seiner Stimme Ausdruck geben. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit, kann jeder mit jedem, egal wo auf dieser Welt, in Kontakt treten. Vorausgesetzt es ist ein beiderseitiger Internetzugang vorhanden. Dennoch scheint die Missinformation so breit gestreut wie noch nie. Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen stehen neben seriöser, fachlich fundierter und auf Fakten aufbauenden Informationen. Es ist schwer bis unmöglich für den User den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge zu erkennen. Die Schnellebigkeit und Oberflächlichkeit unserer Zeit tragen ihr Übriges dazu bei, dass wir den einzelnen Informationen und deren Wahrheitsgehalt nicht auf den Grund gehen, sondern Vieles unüberlegt weiterleiten. Spätestens seit der Coronapandemie wissen wir, dass auch heute nichts so absurd sein kann, dass es nicht geglaubt wird. Dass nichts so offensichtlich sein kann, dass man davon ausgehen kann, dass es von jedem verstanden wurde.
Freie, unabhängige Medien sind von den politischen Rahmenbedingungen abhängig. Sie brauchen ein Umfeld in dem Menschenrechte gewahrt und die freie Meinungsäußerung gefahrlos möglich sind. Und umgekehrt braucht auch ein demokratisch gewähltes Parlament Medien die objektiv berichten, damit sich die Wähler ein realistisches Bild über ihre Volksvertreter machen und dem kompetentesten Kandidaten ihre Stimme geben können. So wie die Medien in Diktaturen um ihre Existenz und um ihr Leben bangen müssen, so können auch Demokratien durch verantwortungslos, manipulative Medien ins Wanken geraten.
- Hast Du schon ein- oder mehrmals beobachtet, dass ein und dasselbe Thema in unterschiedlichen Zeitungen völlig gegensätzlich dargestellt wurden? Wie entscheidest Du dann für Dich, welche der Darstellungen der Wahrheit am nächsten kommt?
- Gibt es eine objektive Wahrheit?
- Wenn Du Dir Dein Medienumfeld ansiehst: Welche Medien würdest Du welcher Gruppierung, Gesinnung etc. zuordnen.
- Wie geht es Dir dabei, wenn Du Medien liest, die Deiner Einstellung und Überzeugung widersprechen? Liest Du diese? Wie gehst Du damit um?
- Brauchen wir unabhängige Medien?