“Was hast du davon, wenn sich alle vor dir fürchten und nur das tun, was du willst?”
“Dann horte ich bei mir alle Schätze dieser Welt, dann leiste ich mir die schönsten Frauen dieser Welt. Dann haben alle Ehrfurcht vor mir.”
“Was hast du davon?”
“Dann bewundern mich alle.”
“Was hast du davon?”
“Dann loben mich alle und wollen meine Freunde sein.”
“Was hast du davon, wenn alle deine Freunde sein wollen, nur weil du so mächtig bist? Das sind keine Freunde, das sind Heuchler. Was hast du davon, wenn du von lauter Heuchlern und Kriechern umgeben bist?”
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NOISIV hat den Tempel der Macht gefunden und trifft dort die Macht in Person. NOISIV merkt sehr bald, dass sie als Eindringling in die “Heiligen Hallen der Macht” gesehen wird und unerwünscht ist. Die Macht steht ihr feindselig gegenüber. Es steht ‘David gegen Goliath’ und NOISIV weiß intuitiv, dass es keinen Sinn hat, sich mit Gewalt gegen die Macht zur Wehr zu setzen. Sie vertraut stattdessen auf ihre Schlauheit. Sie lockt die Macht mit ihrer “unschuldigen” Frage “was hast du von deiner Macht” aus der Reserve und in eine Falle.
Die zwei Seiten der Macht
Selbstverständlich gibt es auch eine konstruktive Form der Machtausübung. Jene des positiven Mitgestaltens unserer Welt. Das Gefühl zu haben, etwas bewirken zu können, Einfluss zu haben, das eigene Leben selbst bestimmen zu können. Das ist wahre Macht.
Aber wenn das Bedürfnis nach “Macht über andere ausüben” übersteigert und unersättlich wird und sich in der Form manifestiert, dass jemand andere schikaniert, andere in ihren Freiheitsrechten oder der körperlichen Unversehrtheit verletzt, dann haben wir ein Problem.
Hast Du Dir auch schon manchmal die Frage gestellt: “Was haben die Menschen bloß davon, wenn sie über andere Macht ausüben?”
Machtgebärden gegen die Angst
Wer weiß, vielleicht geht es für Mächtige gar nicht so sehr darum Macht über andere auszuüben, sondern es geht ihnen eventuell darum, ihr eigenes Gefühl bedroht zu sein, zu vermeiden? Sind Machthaber Menschen, die innerlich eine übersteigerte Angst davor haben, von anderen beherrscht zu werden, der Macht anderer ausgeliefert zu sein, sodass Macht ausüben eine Form von ‘Kontrolle über das Geschehen’ ist und Sicherheit bedeutet?
Wie sieht die Biographie von Mächtigen aus? Welche Erfahrungen haben sie selbst mit Macht gemacht und wie haben sie diese verarbeitet? Kennt ihr Weltbild vielleicht nur oben und unten, nur mächtig oder ohnmächtig? Fehlt diesen Machthabern das Vertrauen in andere Menschen? Werden sie von ihren eigenen Ängsten so beherrscht und dominiert, dass jede Eigenständigkeit von anderen Personen für sie eine Bedrohung darstellt? Alles Fragen, auf die wir vermutlich nicht so leicht eine Antwort bekommen werden, denn wer seine Angst mit Machtdemonstration kompensiert, der wird sich nicht diesen Fragen stellen.
Auch Macht bringt Freiheitsverlust
Es klingt im ersten Moment zwar absurd, aber wenn Du genauer hinsiehst, dann ist es tatsächlich, dass Macht auch ein hohes Maß an Freiheitsverlust mit sich bringt. Wer mächtig ist, hat nicht nur viele Menschen, die ihn fürchten, sondern auch genug Neider und direkte Feinde. Betrachten wir doch einen Staatsbesuch. Welch enorme Sicherheitsmaßnahmen werden für einen Staatsbesuch oder ein Gipfeltreffen ergriffen. Wenn die alle wirklich so mächtig wären, dann bräuchten sie keine Securities. Viele Mächtige sind ständig von Securities umgeben, haben ihren eigenen Koch, es gibt keine spontanen Begegnungen.
Fragen zur Selbstreflexion
- Hast Du Dir bei manchen Menschen auch schon dann und wann gedacht: “Sie haben zwar viel Macht, aber ich möchte nicht mit Ihnen tauschen.”
- Stell Dir vor, Du hättest alle Macht dieser Welt. Was würdest Du damit tun?
- Wie würde sich unsere Welt wohl verändern, wenn Macht keine Bewunderer mehr finden würde. Die Menschen kein Interesse mehr daran hätten, anderen etwas aufzuzwingen, da jeder uneingeschränkt über sich selbst Macht ausüben kann. – Ein Märchen – ja, das ist NOISIV.