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Interview / Impulse
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Sabine Herlitschka, Infineon Technologie AG life-science-success2019

Digitalisierung – die  Chance für Europa

Industrie 4.0 belebt die Region. In Villach erfolgt mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Mrd. Europas größte private Industrieinvestition im Mikroelektronik Bereich. 750 Arbeitsplätze werden neu geschaffen, Roboter kommen zum Einsatz. Durch Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen soll der zukünftige Fachkräftebedarf abgedeckt werden. Der Ausbau von Infineon Technologies in Villach ist mehr als nur ein Standortausbau, es ist ein Projekt von strategischer Bedeutung für Europa. Mit Infineon produzieren wir die wesentlichen Kompontenten, auf denen Artificial Intelligence aufbaut, nämlich Microchips und Sensoren, hier in Europa.

DI Dr. Sabine Herlitschka MBA, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies AG Austria,

Das Interview mit Dr. Sabine Herlitschka fand im März 2019 statt. VOR Corona. Zu einer Zeit, zu der ‚virtueller Unterricht‘ noch zur Ausnahme zählte, globale Lieferketten noch gut funktionierten und ‚Künstliche Intelligenz‘ sowie der ‚Data Scientist‘ noch in den Geburtswehen lagen. Viele ihrer Aussagen und Andeutungen, die damals noch sehr utopisch klangen sind heute Realität. Bis hin zur Problematik mit den globalen Lieferketten. Das ist auch der Grund, warum wir dieses Interview nach 5 Jahren noch einmal aufgreifen.

life-science Karriere Services (LS): Infineon ordnet man als Chiphersteller nicht unbedingt dem Kernbereich der life sciences zu. Aber wo ist die Schnittstelle zu den life sciences?

Dr. Sabine Herlitschka: Wir sind ein Unternehmen der Mikroelektronik und stellen Produkte zur Verfügung, – Chips, Mikrochips, – die vor allem in Anwendungen in den Bereichen Energieeffizienz, Sicherheit oder Mobilität zum Einsatz kommen. Kurz gesagt, überall dort, wo Sensorik eine große Rolle spielt.
Ich glaube, die nächste, große, spannende Entwicklung wird das Zusammenwachsen von life sciences Anwendungen einerseits und Mikroelektronik andererseits sein.

LS: Warum?

Dr. Sabine Herlitschka: Im Bereich der life sciences, der Biologie, der Biotechnologie oder der Medizin hat man viele Prozesse. Diese will man besser nachverfolgen, sprich besser messen können. Das kann die Mikroelektronik leisten. Deswegen sehe ich hier ganz große Potentiale.
Ich gebe noch ein konkretes Beispiel: Wir haben eine Testplattform, Sensorik- und Messplattform entwickelt, die beruht auf einem Chip, der aus einem Umfeld, in dem Flüssigkeit aufgetragen wird, bestimmte Ionen nachweisen kann (Natrium, Kalium und andere Substanzen). Somit kann man den Gehalt der Ionen aus dieser Flüssigkeit messen. Zusätzlich kann man die Signale mit Near-Field-Kommunikation NFC übertragen und damit alles übers Handy ausmessen.
Das sind intelligente Messplattformen, mit denen man z.B. Speichel verwenden kann, um bestimmte Substanzen rauszumessen. Somit könnte man ein Selfmonitoring machen, was für viele Erkrankungen schon deutliche Vorteile bringt, da die Patienten dies zu Hause im Selfmanagement durchführen können und nicht z.B. ins Krankenhaus müssen.

LS: Ich komme jetzt wieder zurück zu Infineon und im speziellen auf Infineon Villach. Hier ist  jetzt eine große Baustelle geplant bzw. sie ist schon in Umsetzung. Das erste Parkhaus – glaube ich – ist eröffnet. Was entsteht aktuell in Villach?

Dr. Sabine Herlitschka: Wir haben letztes Jahr im Mai angekündigt, dass wir 1,6 Milliarden Euro investieren. Und zwar in den Ausbau unserer Produktion, in die Erweiterung der Forschung & Entwicklung, und in die nötige Infrastruktur, die es um das herum braucht. Oder anders gesprochen: Wir haben hier die größte private Investition, die es in Österreich seit den letzten Jahrzehnten gegeben hat. Und in unserem Bereich die größte Investition derzeit auf unserem Gebiet in Europa.
Wir ergänzen uns mit Hochtechnologie-Produktion, um im großen Volumen intelligente Technologien zur Verfügung stellen zu können, um damit noch besser globale Kunden bedienen zu können. Wir investieren ganz massiv in Forschung & Entwicklung.

Die Währung unserer Zeit ist in vielen Fällen Arbeitsplätze. In der hochautomatisierten deutlich erweiterten Fabrik schaffen wir 400 hochanspruchsvolle Arbeitsplätze. Im neuen Forschungsgebäude für 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, werden 350 neue Kolleginnen und Kollegen Platz finden. D.h. Villach ist damit hochinteressant für die besten Talente, die unsere Vision teilen und unseren Weg gemeinsam gehen wollen.

LS: Welche Qualifikationen müssen die BewerberInnen mitbringen, damit sie bei infineon andocken können?

Dr. Sabine Herlitschka: Naturwissenschaften und Technik so ganz generell. Das geht natürlich von der Elektronik über die Physik, über die Chemie, Instandhaltung, Facility Management Instandhaltung, Informations-, Kommunikationstechnologie, auch moderne Strömungen oder Qualifikationen wie z.B. Data Sciences mit denen die vielen Daten ausgewerten und daraus Schlüsse gezogen werden. Oder auch solche Qualifikationen, die auf die Interaktion mit Robotern, mit einem intelligenten Umfeld, oder einem hochautomatisierten Umfeld abzielen. Also Mensch-Maschine Interaktion. Robotertrainer. Das sind neue Jobprofile, die sich natürlich auswirken auf die Qualifikation, die potenzielle Kandidaten mitbringen sollen.

LS: Wenn man sich den aktuellen Markt an BewerberInnen ansieht. Bringen die BewerberInnen heute schon die Qualifikationen mit?

Dr. Sabine Herlitschka: Naja zum Teil. Aber gerade deswegen arbeiten wir auch mit vielen Hochschulen, d.h. Universitäten und Fachhochschulen zusammen und tragen dazu bei, dass sich die Ausbildung gerade hier weiter entwickeln kann.
Dabei gibt es für mich 2 Komponenten:
Das eine ist die inhaltliche Facette. Hier zeigen wir deutlich auf, wo Bedarf ist, wo interessante Beschäftigungsmöglichkeiten sind.
Das andere ist meines Erachtens auch die Form der Vermittlung. Wir reden so häufig über die Digitalisierung. Die Digitalisierung in der Ausbildung bietet m.E. ganz gravierende Chancen. Das Paradigma, das wir typischerweise haben beim Lernen “Es ist erst dann gut, wenn man sich wirklich anstrengen muss“, ist überholt.
Wir wissen aus vielen Studien, Menschen lernen dann gut, wenn sie mit Freude lernen. Lernen ist Entwicklung, Lernen ist Leben. D.h. Lernen mit Freude, sich neue Themen zu erschließen, das ist der ganz wichtige Punkt. Da kann die Digitalisierung viele Möglichkeiten bieten.
Z.B. Die „Gamefication“ von der viel gesprochen wird. Warum nicht ein cooles Mathematik-Spiel, das auf den individuellen Kompetenzen aufbaut, das man flexibel nutzen kann, das darauf Rücksicht nimmt, welches Level Schüler erreicht haben? Solche Formate sind m.E. ganz wichtig. Das erarbeiten wir z.B. auch mit 4 HTL-Klassen pilothaft, womit wir im September starten wollen.

LS: Ich habe gehört von diesem HTL-Pilotprojekt. Was genau ist da geplant?

Dr. Sabine Herlitschka: Wir nennen das Smart Learning. Aufbauend auf dem naturwissenschaftlich-technischen Inhalt der HTLs planen wir neue Formate in der Didaktik auszuprobieren und anzuwenden. International gibt es hier fantastische Beispiele. Das wollen wir in die Region, in die Realität der Schülerinnen und Schüler bringen. Um sich genau dieses “Lernen mit Freude” neu zu erarbeiten und die Begeisterung für Technik breiter zu streuen.
Die ersten Rückmeldungen, die ich habe, ist, dass die Klassen sehr schnell voll angemeldet waren. Wie gesagt, wir starten jetzt im Herbst.
Wir arbeiten in Klagenfurt besonders intensiv mit der HTL-Klagenfurt zusammen.
Dort haben wir letztes Jahr die sogenannte “virtuelle Klasse” begonnen, in der Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Klassen zusammenkommen und bestimmte projektbezogene Arbeiten gemeinsam durchführen. Dazu erhielten wir ein gutes Feedback.
Ich sag´s vielleicht so: Digitalisierung ist ein großer globaler Trend. Wir haben in Europa eine fantastische Chance, die Möglichkeiten der Digitalisierung für uns gut zu nutzen.
Denn bei Digitalisierung geht es primär um Wissen und um Know-how. Man kann sich hier ein Stück weit davon lösen, aus dem Wettbewerb und die billigsten Arbeitskosten heraus. Dazu bietet die Digitalisierung die große Chance, denn im Wesentlichen geht es um Wissen und um Know how. Daher ist Bildung so wichtig und deswegen engagieren wir uns auch so intensiv bei der Bildung, da wir einfach dazu beitragen möchten, dass viele Leute genau diese Chancen auch nutzen können.
Es entstehen ganz eindeutig neue Jobprofile. Also z.B. wie geht man mit Daten um, der sogenannte Data Scientist.

LS: Werden durch die Digitalisierung Arbeitsplätze wegfallen oder wird es neue Berufsbilder geben?

Dr. Sabine Herlitschka: Es wird beide Effekte geben.
Das eine ist, es findet natürlich eine Veränderung der Arbeitswelt statt, so wie sie immer stattgefunden hat.
Ich gebe ein historisches Beispiel: Als man Anfang des 20. Jahrhunderts Kutscher war und die Motoren sich sehr ausgebreitet haben, dann hat man sich auch etwas überlegen müssen, weil es klar war, dass die Mobilität sich komplett ändern wird.
Zu dem Zeitpunkt war das Berufsprofil ‚Kutscher‘ nicht mehr sehr zukunftsversprechend.
Wir sehen es auch jetzt so, dass sich natürlich die Anforderungen an die Arbeitswelt verändern. Im Zentrum steht immer Bildung.
Das sieht man auch jetzt schon, wenn man sich die Statistik des Arbeitsmarktservices anschaut. Da sieht man, diejenigen Menschen, die am Bildungspfad weitergehen, haben deutlich bessere Chancen gute Jobs zu finden und geringere Wahrscheinlichkeiten arbeitslos zu sein. D.h. der Trend zu mehr Qualifikation, zu mehr Bildung ist einer, der uns schon die letzten Jahre und wahrscheinlich Jahrzehnte begleitet.
Gleichzeitig entstehen mit der Digitalisierung auch bei uns neue Jobprofile.
Solch ein Beispiel ist genau diejenige Qualifikation mit Daten mehr anfangen zu können. Daten sind das neue Öl. Digitalisierung lebt davon, dass viele Daten generiert werden. Wie schafft man es, aus den Daten zu lernen, Schlussfolgerungen abzuleiten?
Data Scientist ist eine solche Qualifikation, die hier eine große Rolle spielt und wo wir bewusst an diesen neuen Qualifikationsprofilen arbeiten.

LS: Du sprichst von Villach auch ganz gerne, dass es eine sehr hohe strategische Bedeutung hat. Was meinst Du damit, in welcher Weise strategische Bedeutung?

Dr. Sabine Herlitschka: Wir investieren 1,6 Mrd. Euro. Das ist auf der einen Seite viel Geld. Aber es ist noch deutlich mehr. Die Investition ist eine strategische Investition hier in Kärnten, in Österreich und in Europa.

LS: Warum ist es eine strategische Investition?

Dr. Sabine Herlitschka: Von der globalen Produktionskapazität im Bereich der Mikroelektronik sind nur 6% in Europa angesiedelt.
Viele der Unternehmen sind vor vielen Jahren schon vor allem auch nach Asien ausgewandert und haben besonders die Produktion nach Asien verlagert. Wir tun das bewusst nicht.

LS: Warum ist das so wichtig?

Dr. Sabine Herlitschka: Weil wir Produkte herstellen, die jeder von uns im täglichen Leben braucht. Auch bei dir: Dein Tag hat heute schon damit begonnen, dass du wahrscheinlich viele Produkte von uns genutzt hast.
Auch wenn du nicht unser Label gesehen hast, einfach weil ein Mikrofon im Handy z.B. oder Energieeffizienzanwendungen beim Fahrzeug – egal ob Auto oder in der Straßenbahn oder in einem Zug – weil wir hier viele Produkte zur Verfügung stellen.
Wenn wir solche Produkte nicht mehr in Europa produzieren könnten, sind wir massiv abhängig von globalen Wertschöpfungsketten. Und in Zeiten, wo wir fast tagtäglich hören von Handelskriegen, Protektionismus, ist das einfach extrem riskant.
Zusammengefasst: Wir stellen technologisches Know-how zur Verfügung, das wir auch hier in Europa produzieren, das heute zu Schlüsselkompetenzen gehört, die ganz wesentlich sind für ein Leben wie wir es kennen und schätzen.
Deswegen ist diese Investition in Europa ein massives Bekenntnis zum Standort Europa und trägt dazu bei, dass wir autonom, souverän über technologisches Know-how auch verfügen können, aber natürlich als Teil von globalen Wertschöpfungsketten. Deswegen macht es einen Unterschied, ob man so eine Investition hier in Europa tätigt oder anderswo. Und wir tun das in Europa.
Ich meine es gibt ja heute schon fast nichts mehr ohne Elektronik. Und wenn wir die Elektronik nach Europa holen, holen wir uns auch gleichzeitig wieder die Produktion in diesem Bereich nach Europa.

LS: Kann man sagen, dass man die Produktion damit wieder nach Europa holt. Ist das die Überlegung dahinter?

Dr. Sabine Herlitschka: Naja, ob man Produktion zurückholen kann nach Europa, das weiß ich nicht.
Aber wir erweitern unsere Produktion ganz wesentlich in Europa, haben damit auch ein Naheverhältnis zu Forschung und Entwicklung, und bilden damit einen Verbund, der einfach sehr stark ist im globalen Wettbewerb. Wir schaffen damit auch Perspektiven und Optionen für Menschen, die hier Arbeitsplätze finden und die damit hier ihre Zukunft auch vor Ort gestalten können.
Wir haben in den letzten 10 Jahren rund 1.600 Arbeitsplätze hier in Österreich geschaffen, davon die Hälfte etwa in Forschung und Entwicklung. Wir haben zusätzlich auch Strahlkraft: Ein Arbeitsplatz, der bei Infineon entsteht, führt zu mindestens 3 Arbeitsplätzen im Umfeld. Wir sind eigentlich auch eine Art Jobmotor in dieser intelligenten Kombination von Forschung und Entwicklung wie auch Produktion in einem globalen wettbewerbsfähigen Sinn.

LS: Du hast jetzt die Vernetzung oder den Verbund hin zur Wissenschaft angesprochen. Wie stark ist die Zusammenarbeit von Infineon mit der Wissenschaft?

Dr. Sabine Herlitschka: Wir sind extrem intensiv vernetzt mit Partnern aus der Wissenschaft: Ob das die Forschungsorganisationen sind, ob das die Fachhochschulen oder auch die Universitäten sind. Nach einer vorsichtigen Schätzung haben wir zumindest an die 130 Kooperationen mit den unterschiedlichsten Akteuren in Wissenschaft und Forschung. Wir beteiligen uns sowohl in der Forschung selbst wie auch in Ausbildung und in Lehre.

Gerade bei der Lehre freut es mich immer, dass es gelungen ist, dass wir uns an 6 Stiftungsprofessuren in Österreich beteiligen. Wir haben eine eigene Stiftungsprofessur an der Universität in Innsbruck (Leistungselektronik).
Wir sind an vielen weiteren Universitäten zu ganz spezifischen Bereichen wie z.B. autonomes Fahren, autonome Produktionssysteme, Data Scientists beteiligt. Oder wie schon weiter oben erwähnt, an Cyber Physical Systems, der Interaktion Mensch Maschine oder einem nachhaltigen Energiemanagement.
Das sind die Themenblöcke, die wir auch durch Stiftungsprofessuren abbilden, und damit zu Forschung und Entwicklung, aber auch zur Ausbildung, beitragen wollen.

LS: Ich komme jetzt noch einmal auf den internationalen Aspekt zu sprechen. Du kennst die österreichische Szene Forschung/ Industrie sehr gut, du kennst die europäische Szene aus deinem beruflichen Hintergrund. Du kennst Amerika, du kennst Asien. Wo und wie würdest du Österreich einordnen? Wo liegen unsere Stärken und wo haben wir Luft nach oben?

Dr. Sabine Herlitschka: Ich glaub, im internationalen Vergleich ist es Österreich bisher immer sehr gut gelungen, sich im globalen Wettbewerb gut zu behaupten.
Das ist auch einer der Gründe, warum wir ja immer wieder steigende Werte haben z.B. beim Export. Wir haben viele österreichische Unternehmen, die extrem erfolgreich sind auf globalen Märkten. Das ist gut. Es ist uns gemeinsam schon viel gelungen. Dazu gehört dann auch viel. Dazu gehört ein Ökosystem, ein Innovations-Öko-System in dem die Akteure intensiv Zusammenarbeiten.
Dazu gehört die Ausbildung. Dazu gehört auch viel Offenheit in der internationalen Kooperation. Und auch das ist uns in den vergangenen Jahren gut gelungen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Diversität ist etwas, was uns als Gesellschaft und auch als Unternehmen sehr stärkt.
Gleichzeitig: Auch unser Umfeld bleibt nicht stehen. Auch um uns herum gibtes viele Regionen, gibtes viele Länder, die intensiv investieren in die Ausbildung, in attraktive Standortbedingungen.
Für Österreich ist es m.E. wichtig in diesem globalen Wettbewerb auch ganz vorne dabei zu sein und eben sich nicht auszuruhen auf dem, was wir erreicht haben, sondern zu wissen, so ein internationaler Wettbewerb geht immer weiter. Deswegen müssen wir so intensiv auf Bildung setzen, auf Weiterentwicklung unserer Standortqualitäten.
All diese Faktoren, die im internationalen Wettbewerb einfach entscheidend sind, um sicherzustellen, dass wir als kleine Volkswirtschaft, die sehr davon lebt, die besten Köpfe hier zu haben und in globalen Märkten erfolgreich zu sein. Genau deswegen müssen wir auf diese Faktoren setzen.

LS: Ich kenne dich als einen sehr visionären Menschen. Wenn du dir so vorstellst: Wie könnte sich die Welt – oder Europa – mit der Digitalisierung im positiven Sinne weiterentwickeln?

Dr. Sabine Herlitschka: Gerade die Digitalisierung bietet viele Antworten auf die großen gesellschaftlichen Fragestellungen. Gott sei Dank ist jetzt auch in den Medien schon mehr Diskussion zum Thema Energiemanagement oder Klimawandel. Die Klimakrise – Das Ziel, nicht mehr als 1,5 oder 2 Grad das Klima ansteigen zu lassen, ist ein überaus ambitioniertes.
Wir leben heute in einer Zeit, wo wir mit Technologie intelligente Antworten auf diese großen, globalen, gesellschaftlichen Fragestellungen und großen Herausforderungen geben können. Gerade beim Thema Klima und Energie: Energieeffizienz ist meines Erachtens eine der großen Energieressourcen. Nur als eine Zahl: Noch heute beruht unser täglicher Energieverbrauch zu knapp 80% auf fossilen Ressourcen. 80% fossil! Das ist nicht nachhaltig. Und mit Digitalisierung – eben Beispiel Strom intelligent schalten – das ist Energieeffizienz. Damit können wir große Antworten geben auf drängende, auf brennende Fragen.
Und meine Vision ist, dass wir genau diese intelligenten Technologien so breitflächig einsetzen, dass wir zu einem nachhaltigen Wachstum kommen, wovon alle profitieren können.
Und das ist schon ein tolles Ziel, wo es auch toll ist, dazu beitragen zu können.

LS: Vielen Dank für das sehr informative Gespräch!

Interview geführt von Gisela Zechner, im März 2019

Aus dem Inhalt:

  • Infineon und seine Schnittstelle zu den life sciences?
  • Was entsteht aktuell in Villach?
  • Welche Qualifikationen müssen Kandidaten mitbringen, um bei Infineon mitzuarbeiten?
  • Bringen die BewerberInnen die Qualifikationen heute schon mit?
  • Was ist im Pilot-Projekt mit der HTL  geplant?
  • Werden durch die Digitalisierung Arbeitsplätze wegfallen, oder wird es neue Berufsbilder geben?
  • Die strategische Bedeutung des Ausbaues in Villach für Österreich und Europa.
  • Kann damit die Produktion in Elektronik wieder nach Europa geholt werden?
  • Österreich im globalen Wettbewerb.
  • Digitales Europa, eine Vision

Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG, ist promovierte Biotechnologin und viele kennen sie aus ihrer Zeit beim BIT, der FFG oder als Vizerektorin für Forschung an der Medizinischen Universität Graz. Die internationale Vernetzung und die Kooperation der Wissenschaft mit der Wirtschaft sind konstante Themen in ihrer Arbeit. Von ihr stammt auch die Idee, bei der life-science-success nicht über Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft zu reden, sondern an konkreten Beispielen aufzuzeigen, was schon alles umgesetzt wird. Womit der science2business Award seinen Anfang nahm.

Weitere Funktionen:
Mitglied des österreichischen Rates für Forschung und Technologieentwicklung
Gewähltes Mitglied des Senats der Fraunhofer-Gesellschaft
Stv. Vorsitzende des Beratungsgremiums der Europäischen Kommission CAF-Connect Advisory Forum der Generaldirektion CONNECT
Mitglied der High-level Expert Group der Europäischen Kommission zur ex-post Evaluierung des 7. EU Forschungs-Rahmenprogrammes
Jurymitglied des EU Preis für Innovatorinnen der Generaldirektion für Forschung, Wissenschaft und Innovation der Europäischen Kommission
Mitglied des Steirischen Forschungsrats
Stv. Vorsitzende des Universitätsratsder Technischen Universität Wien,
Wien Vizepräsidentin der Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Evaluatorin und Koordinatorin richtungsweisender Forschungsprojekte der Europäischen Kommission

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